Nach eingehendem Studium der gemeldeten Wetterbedingungen bekamen wir von unserem Tourenleiter Emanuel Hatt aus Gunzesried das Go für unser geplantes Vorhaben, und so fuhren wir am Freitag früh gemeinsam zu viert – Bea sei Dank für die Bereitstellung Ihres VW-Busses! – Richtung Valparola Pass.
Nach unserem Check-in im Refugio Valparola, eine aus der Zeit gefallene, wunderbar altmodische Unterkunft mit tollem Service und bestem italienischem Soul Food direkt am Pass, entschieden wir uns – trotz zweifelhaften Wetters mit Nieselregen und seltenen trockenen Abschnitten – zum in Laufweite gelegenem Monte Lagazuoi aufzubrechen. Tatsächlich bereitete uns dann hier lediglich die erste von acht Seillängen im nassen Fels leichte Probleme. Die restliche Tour war nach einem längeren trockenen Fenster schnell abgetrocknet bzw. lag geschützt, und so kamen wir am Freitagnachmittag noch zu einer wirklich lohnenswerten Einkletterroute.
Der Samstag stellte das absolute Highlight und Herzstück unserer Tour dar: die stabilen Bedingungen erlaubten uns ein Ganztagesvorhaben am Piza di Lech im Fanesmassiv. Nach einem Aufstieg von 600hm an den Einstieg mussten wir leider feststellen, dass gleich mehrere Seilschaften dasselbe Vorhaben wie wir gefasst hatten, und so verzögerte sich unser Einstieg in die Route, und auch bei den etwas anspruchsvolleren Seillängen entstanden Wartezeiten am Stand. Unsere mittlerweile gut eingespielten zwei Seilschaften arbeiteten sich die 11 Seillängen trotz einigem Steinschlags ohne größere Schwierigkeiten nach oben, und die ganze Route, insbesondere aber die letzte Seillänge mit ihrer wunderbaren Verschneidung, hielt schöne und abwechslungsreiche Kletterei für uns parat. Einfach ein erhebendes Gefühl, den Fuß auf die oberste Gipfelkette zu setzen und gemeinsam den Blick über diese fantastische Landschaft schweifen zu lassen!
Für Sonntag war ein Wetterumschwung mit Kaltfront ab dem frühen Nachmittag gemeldet, sodass wir uns erneut für eine kürzere Route am Monte Lagazuoi entschieden. Hier kam es zu einer Situation, die für mich persönlich ebenfalls zu den Highlights dieses harmonischen alpinen Kletterwochenendes gerechnet werden kann: bereits in der ersten Seillänge hatte unser Guide unerwartete Probleme mit der Routenfindung – eine Überraschung und auch Enttäuschung für uns alle, war die erste Seillänge doch als 4+ ausgezeichnet… Wer weiß, was im Fels seit der Erstbeschreibung der Tour im Routenführer passiert ist… Letztlich entschied sich Emanuel für unseren Rückzug, um kein unnötiges Risiko einzugehen, schon gar nicht bei dem vorhandenen Zeitdruck durch die Wetterfront. Für mich persönlich und sicherlich auch den Rest der Gruppe eine wichtige Lernerfahrung, die Tagesplanung jederzeit zugunsten der eigenen Sicherheit und der der Gruppe aufgeben bzw. verändern zu können, so sehr man sich auch auf die Tour an unserem letzten Tag vor Ort gefreut haben mag… Wir verbrachten daraufhin noch ein paar nette Stunden im Klettergarten Sass de Stria, wo wir zwar viele Menschen, aber auch einige schöne Kletterrouten vorfanden, in denen wir das Legen mobiler Zwischensicherungen üben konnten.
Insgesamt ein tolles Wochenende mit fantastischen Eindrücken in der unglaublichen Kulisse der Dolomiten – gerne wieder! 😊