„Stubaier Höhenweg – Wilder Freiger“ (01.-06.09.2024)

Diese Rundtour mit Start und Ziel in Falbeson im Stubaital führte uns auf das Kernstück des Stubaier Höhenwegs, weiter über den Wilden Freiger und das Becherhaus auf die südtiroler Seite des Hochstubais zur Teplitzer Hütte und über die Rotgratscharte wieder zurück zur Nürnberger Hütte. Diese Übergänge über den Alpenhauptkamm sind erst seit einigen Jahren eisfrei und können von erfahrenen Wanderern jetzt ohne Gletscherausrüstung begangen werden. Die An- und Abreise erfolgte von Marktoberdorf aus in unserem komfortablen Sektionsbus.

Beim Aufstieg zur Neuen Regensburger Hütte richtete sich der  Blick immer wieder nach oben, aber wir blieben von den angekündigten Schauern verschont. Bei der Ankunft beeindruckt der neue moderne Holzanbau, in dem wir auch untergebracht waren. Die Hütte hat inzwischen die Küche vollständig auf vegetarische Essen umgestellt, und bietet sehr abwechslungsreiche und regionale Speisen an.

In der herrlichen Morgenstimmung passierten wir tags drauf das Hohe Moos, mit seinen mäandernden Bächen und Wollgrasflächen. Das Gelände wird dann schnell rauher. Auf Moränenschutt folgt grobes Blockwerk und zuletzt teilweise steil und etwas ausgesetzt der drahtseilversicherte Anstieg auf den Grawaggruabennieder. Dieser Übergang gilt als der anspruchsvollste auf dem Stubaier Höhenweg.

Oben angekommen tut sich erstmals ein gewaltiges Panorama auf die Gletscherberge des Hochstubais auf: Von den Feuersteinen über den Wilder Freiger und Wilden Pfaff bis zum Zuckerhütl, dessen Gipfelaufbau aber inzwischen völlig ausgeapert ist. Auf den Hütten hängen Warnhinweise der Stubaier Bergführer, die von der Besteigung des Zuckerhütls aufgrund der enormen Steinschlaggefahr abraten. Ein kleiner Umweg führte uns zum herrlich gelegenen Mutterbergsee, den wir zum Baden und eine ausgiebige Mittagspause nutzen. Erfrischt und gestärkt wandern wir zur Dresdner Hütte weiter, so dass uns die gut 200 Hm Gegenanstieg auch nicht mehr schrecken können. Obwohl mitten im Bergbahngebiet gelegen, eine angenehme Bergsteigerunterkunft (die einzige mit WLAN). Am nächsten morgen ging es bei strahlendem Sonnenschein zunächst steil hinauf ins Beiljoch, das mit zahllosen Steinmännchen in allen Größen geschmückt ist. Dort kamen wir dem Zuckerhütl und dem Sulzenauferner am nächsten. Im Vergleich mit alten Bildern wird ersichtlich, dass der Gletscher bereits den größten Teil seiner Eismasse verloren hat. Unterhalb des Gletschers ist jetzt der große Sulzenausee, an einer Stelle, wo ich Ende der 1980er-Jahre meinen ersten Eiskurs absolvierte. Der steile Abstieg führte uns zur schön gelegenen Sulzenauhütte, die wir aber nur für die Mittagspause nutzten. An weiteren herrlichen Seen vorbei, bestiegen wir beim nächsten Übergang noch den Vorgipfel des Mairspitz, der uns Ausblicke über das Stubai- und Inntal hinweg bis ins Karwendel bescherte. Und wieder ging es 500 Hm steil hinunter zu unserem heutigen Tagesziel, der Nürnberger Hütte. Eine große traditionsreiche Hütte, gut getarnt, da außen völlig aus Natursteinen gebaut. Besonders erfreut hat uns dort das köstliche Salatbuffet.

Am nächsten Tag stand für uns die Königsetappe an. Zunächst ging es noch bei herrlichem Wetter über beeindruckende Gletscherschliffplatten und an mit Wollgras bestückten Tümpeln unter den Abbrüchen der Urfallspitze zur Seescharte hinauf. Weiter über Blockwerk, Felsgelände und letzte Schneereste passierten wir unter dem Gamsspitzl hindurch. Anspruchsvollere Stellen waren durch Drahtseile entschärft. Etwas über der 3000m-Grenze hüllten uns die Wolken nach und nach vollständig ein. Nur ab und zu erlaubte ein Wolkenloch einen Tiefblick auf die uns umgebenden Gletscher. Unverzagt stiegen wir über Schutt und zuletzt über den einfachen Blockgrat auf den Gipfel des Wilden Freigers.

Nachdem es dort nicht besonders gemütlich war, stiegen wir alsbald den Blockgrat zurück zum Signalgipfel und von dort steil hinunter mit zahlreichen Drahtseilversicherungen Richtung Becherhaus. Den letzten kleinen Gegenanstieg zur Hütte erleichert die sog. Sissitreppe, eine Treppe, die aus den Steinen des Blockwerks errichtet wurde. Höchst erstaunlich wie diese großen Blöcke in diesem schwierigen Gelände zu so einer gut zu gehenden Treppe zurechtgerückt wurden. Wir nutzten die einmalig gelegene Hütte auf dem Gipfel des Bechers für eine ausgiebige Mittagspause. Der Abstieg für wieder durch sehr steiles Gelände, wieder mit einigen eleganten Steintreppen und häufig mit Drahtseilen versichert. Am Fuße des Bechers querten wir noch eine kleine schneebedeckte Gletscherzunge, der letzte Rest eines Eisfeldes, das vom Signalgipfel herabzieht. Der Weg zur Teplitzer Hütte zog sich dann noch gewaltig. Obwohl insgesamt leicht absteigend, sind zahlreiche Bacheinschnitte und Tobel in stetigem Auf und Ab zu queren.  Aber glücklich und zufrieden erreichten wir nach insgesamt 11 Stunden die gemütliche Teplitzer Hütte. Dort war im Vergleich zu den vollen Hütten auf dem Stubaier Höhenweg sehr wenig los. Der Rückweg über die inzwischen ebenfalls eisfreie Rotgratscharte auf über 3.000m gestaltete sich dann nochmals anspruchsvoll. Der Weg ist meist nur ein wenig ausgeprägter Pfad über Gletscherschliffplatten und Moränenschutt. Letztlich hangelt man sich von einer Markierung zur nächsten was bei den immer dichter werdenden Wolken nicht immer einfach war. Der deutlich auflebende Wind machte es auch nicht besser. Beim Übergang über die Scharte begleitete und ein ordentlicher Sturm, so dass an den Gipfelaufstieg zum Roten Grat nicht zu denken war. So zügig wie es eben ging strebten wir auf die Nürnberger Hütte zu. So erreichten wir bereits mittags die heimelige Hütte, was die meisten nach dem Essen für eine ausgiebige Siesta nutzten. Abends genossen wir noch einmal das köstliche Essen mit dem tollen Salatbuffet und ließen die tolle Runde noch einmal Revue passieren. Beim Abstieg am nächsten Tag nieselte es zunächst noch ein wenig, wurde aber zunehmend freundlicher und so erreichten wir bei Sonnenschein wieder den Talboden. Ein kleiner Abstecher führte uns noch an Wasserfällen des „Wilde-Wasser-Weges“ vorbei, und weiter über Renalt nach Falbeson zu unserem Bus. Ein letztes gemeinsames Mittagessen in einer urigen Alm rundete die gelungene Tour ab, ehe wir mit dem Sektionsbus wieder in die Heimat fuhren.

Für den ein oder anderen Teilnehmer*in führte die Tour wohl an die Grenze dessen was sie bisher gemacht hatten. Aber auch dafür sind ja geführte Touren gedacht, um zu schauen, was mit etwas Unterstützung in der Gruppe doch alles möglich ist. Mein Dank geht an die Teilnehmer*innen, die das alles so toll gemeistert haben.

Leitung: Dieter Merrath, 6 Teilnehmer

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