Freitag früh 6:00 Uhr
Viehmarktplatz Immenstadt. Alle sind pünktlich. Aufgeteilt in zwei Bussen ging es über Chur nach Andermatt. Die geplante Akklimatisationstour zum Chli Furkahorn wurde wegen den Wetterverhältnissen erst mal auf die Schiene verlegt, und es ging per Autoverladung bequem unter dem Fukapass hindurch zur anderen Talseite und weiter zu unserem Ziel, Hotel „Bergfreund“ in Herbriggen, kurz vor Zermatt. Hier kamen noch Adi und Karin dazu welche schon einen Tag früher losgefahren waren. Somit waren mit Thomas, Bärbel, Hans, Karl, Peter, Heike, Manfred und Martin und Willi – unseren beiden Guides – komplett.
Kurze Programmänderung, nachdem der Regen nachgelassen hatte. Ziel war ausgehend vom Randa ein Waldsteig auf knapp 1900m, zur längsten Hängebrücke der Welt. Der aufsteigende Nebel beim Begehen des technischen Meisterwerks hatte was mystisches, das schwankende Ende in 494m Entfernung verschwand immer mehr im Nebelschleier bevor wir drüben wieder auf festem Boden standen. Unten wieder angekommen hieß es ab 19:00 zu Tisch und die Speicher füllen für die kommenden Tage.
Samstag 6:00 Uhr
Noch einmal Stärken am Frühstücks-Buffet, ein letzter Material-Check in der Gruppe bevor uns der Shuttle-Bus nach Zermatt bringt. Die Umliegende Bergkulisse noch versteckt hinterm dunklen Wolkenvorhang. Was macht das Wetter? Gibt es noch Regen? Hab ich Alles eingepackt? Fragende Gesichter waren zu sehen als es mit der Gondelbahn zur Bergstation Klein Matterhorn hoch ging. Kurz vorm Ausstieg, die Erleichterung, der Himmel wurde heller, das Wolkenmeer blieb unter uns, Matterhorn und die ganzen Nachbarberge standen zum Greifen nah vor uns. Sonne, blauer Himmel, grandiose Kulisse!
Kurze Einteilung der Zwei Seilschaften, Gurt und Steigeisen nochmals kontrollieren. Nach knappen 1,5 Std. waren wir (wenn auch nicht alleine) am Gipfel des Breithorn 4164 m und wurden durch eine traumhafte Fernsicht belohnt. Jetzt hieß es aber wieder absteigen um Platz für weitere Seilschaften zu schaffen. Nach einer Querung des Vernagtgletschers kommen wir zum Fuß des Pollux, wo uns nur noch vereinzelte Seilschaften begegneten und es deutlich ruhiger zuging. Kurze Trink- und Pinkelpause. Der Weg führt erst steil durch ein Colloir wo jetzt auch der Eispickel zum Einsatz kommt. Die Schlüsselstelle, eine Platte mit 2 separaten Sicherungsketten wurde von 1 Seilschaft komplett blockiert. Als diese auch noch ewig nicht vorwärts kam blieb uns nichts anderes übrig als zu überholen. Nun stiegen wir über eine Felsrinne und schließlich über einen Felsaufschwung zum Vorgipfel. Von dort über einen leicht ausgesetzten Grat bis zum Hauptgipfel. Der aufsteigende Nebel und ein kalter Wind zwang uns sehr bald zum Abstieg, wo wir erst unten am Einstieg bei den Rucksäcken, im windstillen unsere Gipfel-Brotzeit nachholten. Nun folgt der Abstieg vorbei an Blauen Eisgebilden des Gletschers zur historischen kleinen Schutzhütte Refugio Mezzalama auf 3036m. In der gemütlichen Stube waren die Strapazen bei Minestra, Pasta, und Vino bald vergessen, man ist ja schließlich auf italienischem Boden. Selbst nicht aufgegessene Beilagen-Nachschläge auf Nachbarstischen konnten durch geschickte Verhandlungen herbei geschaffen werden. Peter sei Dank!
Sonntag 6:00
Weckruf zum Frühstück, Instantkaffee mit Milchpulver, egal hier darf man nicht wählerisch sein. Der Abstieg erfolgt erst mal auf Resten welche der Gletscher immer mehr und mehr unter sich frei gibt. Schotter Platten und Fels. Der Gegenanstieg zum Passo Superiore della Bettolina erforderte immer wieder das Suchen nach roten Punkten und Steinmännchen. Oben angekommen ging es nach einer kurzen Stärkung übern Colle die Bättforco von wo uns die Sesselbahn ,,knieschonend“ ins Val Gressoney hinunter brachte. Da das Liftpersonal erst mal Siesta hielt, brauchten wir nicht lange zu überlegen und überbrückten die Zeit bei Cappuccino, kühlen Getränken und ausgezogenen Bergschuhen bis die Bahn wieder anlief. Nach dem Ausstieg auf der Punta Indren (3275m) überraschte uns gleich ein Herde Steinböcke welche ziemlich zutraulich waren. Nach dem entsprechenden Fotoshuting ging es wieder zu Fuß über Schnee und Eis bis zu einem kurzem Klettersteig welcher über Eisenleitern direkt auf die Terrasse der Gnifetti-Hütte 3647m führte. Der Abend endete wieder mit Suppe, Pasta, Käse und Nachtisch. Die Portionen waren groß und es gab reichlich Nachschlag. Fast wie beim Italiener daheim.
Satt, müde und zufrieden zogen wir uns schon vor der Hüttenruhe zurück in unsere Hochbetten. Buona notte!
Montag 5:00 Uhr
beim Blick aus dem Fenster waren schon die ersten Lichterketten der Frühaufsteher am Aufstiegshang zu sehen. Vor der Hütte, die ersten Gipfel schon im Morgenlicht, erst mal einbinden, in gleicher Reihenfolge wie am Vortag.. Nach gut 1,5h stehen wir schon bald auf der Vincent Pyramide 4215m. Unter uns ein Wolkenmeer aus welchem Gipfel an Gipfel hervorragt. Nach einem kurzen Abstieg/Aufstieg am Balmenhorn 4167m vorbei (welcher kein echter Gipfel ist, ein kurzer Zugang via Leiter, versperrt durch eine wartende ital. Gruppe…) und weiter zum Einstieg des Schwarzhorn 4322m mit der Madonna am Doppelgipfel. Trotz seiner eher geringen Schartenhöhe erleichtert uns den Auf-und Abstieg ein zuvor gelegtes Fix-Seil von Martin. An diesem erreichten wir mittels Prusik den Gipfel Standplatz. Schon erkennbar die Ludwigshöhe 4341m, welche buchstäblich nach einem kurzen Bergab-Bergauf mitgenommen wurde. Der Weg führte uns weiter über ein kurzes Felsstück worauf ein lang gezogener Schneerücken zum Gipfel der Parrotspitze 4434m führt. Hier kurzer Foto-Stop, aber der kalte Wind zwang uns doch sehr schnell zum Abstieg über die Firnseite, wo schon bald ein windstilles Plätzchen vor einem Felsbrocken zur Brotzeit einlud. Der restliche Ab- und Aufstieg zum Colle Gnifetti zog sich doch länger als gedacht. Von der Rückenlast befreit beschlossen wir heute noch über den Südwestgrat die Zumsteinspitze 4536m zu besteigen. Hier wurden wir mit einem unvergesslichem Blick zur Dufourspitze belohnt. Langsam zog unter uns eine Nebelwand auf und wir stiegen ab zu den Rucksäcken. Jetzt waren es nur noch wenige Höhenmeter zum Tagesziel, der Margherita Hütte. Die Tour auf Europas höchstgelegene Hütte 4554 m, welche zugleich auf der Signalkuppe, dem 6. höchsten Gipfel der Alpen liegt ist ein Erlebnis. Landschaftlich einfach fantastisch. Körperlich und mental bekommt man hier neue Grenzen aufgezeigt. Geschafft! Viele glückliche aber auch müde Gesichter!
Dienstag 5:00 Uhr
man hat schon bessere Nächte hinter sich (Höhe)…der morgendliche Appetit hält sich in Grenzen…kein Wasser für Toilette und Zähneputzen…dafür ein grandioser Sonnenaufgang, was will man mehr. Es weht ein eisiger Wind um die Hütte, erst ab dem Colle wird es gemütlicher. Es folgt ein langer Abstieg über den Grenzgletscher in gewohnter Seilschaft. Vorbei an Spalten und Übergängen, zur linken das große Massiv des Liskamm führt uns der Weg runter zur neu gebauten Monte Rosa Hütte In ihrer silbernen Aluminiumhülle auf 2883m. Jetzt ein 2. Frühstück auf der Terrasse und den 360° Bergblick genießen. Weiter führt uns der Abstieg vorbei am Gornersee über gerölliges Gelände, des Ausläufers des Gornergletschers. Es heißt noch einmal die Steigeisen anziehen, für einen kurzen Aufstieg im Möränenteil bevor es über eine Eisenleiter zur anderen Talseitehoch geht. Der Weg, nun entlang am Hang mit seinen Blumenwiesen, brachte uns schon bald auf den Rotenboden. Auch wir reihten uns in die Schar von Wandertouristen aus aller Welt ein, um mit der Zahnradbahn wieder zurück nach Zermatt zu kommen.
Zurück in Herbriggen freuen wir uns auf die erste Dusche, leichtes Schuhwerk, frischer Kleidung und ein kühles Getränk auf der Terrasse…..der Tag endet mit einem vorzüglichen Abendessen mit reichlich Nachschlag aus der Küche. Noch einmal das gemeinsam Erlebte der letzten fünf Tage Revue passieren lassen und Danke sagen an unsere tollen Guides Willi und Martin für diese unvergessliche Tour!
Fräulein, bitte noch einen ,,letzten Humpen“ bevor sich alle müde und den Kopf voller Bilder der letzten Tage ins frische Bett begeben. Selten so fest geschlafen….
Mittwoch 8:00 Uhr
Packen und Verabschieden von den Kameraden zur Heimfahrt. Das Wetter schaut gut aus, so geht es diesmal über den Furkapass. Kurzer Halt auf Passhöhe von wo aus man in 15 Minuten Gehzeit freie Sicht auf den Rhonegletscher bekommt. Faszinierender Ausblick welcher aber aufgrund des Gletscherrückgangs auch zum Nachdenken anregt.
Leitung: Willi Kleinheinz und Martin Noah; Bericht: Manfred Schwarzmann