Houte Route Dolomiten – von Villnöss nach Innichen (13. – 18.02.2023)

Alta Badia, Sellaronda, Kronplatz oder Cortina d`Ampezzo… – das sind die Namen, die einem als erstes in den Kopf schießen, wenn man an die verschneiten Dolomiten denkt. Aber dass die Dolomiten noch eine ganz andere, viel ursprünglichere und sehr einsame Seite haben, konnten wir vom 13. – 18. Februar 2023 selbst miterleben. Wir durchquerten diese rauen Kalkriesen mit ihren sanften Almen und endlosen Hochebenen in fünf Tagen von West nach Ost, von den Geislerspitzen bis zu den Drei Zinnen, von Vilnöss bis Innichen.

TAG eins| “WO ist der Schnee?“
Diese Frage beherrschte die Tage vor der Abreise und beschäftigte die 5 TN der Gruppe um Gerald Franz. Erstes Aufatmen am Parkplatz der Zanser Alm – wir konnten unsere Ski anschnallen!
Die erste Tagesetappe führt uns vom hintersten Ende des vom Liftrummel verschonten Villnößtals, der Zanser Alm (1685 m), am Zendleser Kofel vorbei und im ständigen Angesicht der Geislerspitzen: Sas Rigais und Furcheta, zur Peitlerscharte. Geplant war, einen Abstecher auf den Kleinen Peitlerkofel (2813 m) zu machen, um von dort die traumhafte Aussicht zu genießen und einen Vorgeschmack der nächsten Tage zu bekommen. Aufgrund der bescheidenen Schneeverhältnisse verzichteten wir schweren Herzens auf den Gipfel und fuhren hinab bis Misci/Campill (1530 m) zur „Speckstube“, unserer ersten Übernachtung.

TAG ZWEI | “WO SOLL ES DENN HIER DURCHGEHEN?”
Direkt an der Unterkunft schnallen wir die Ski an und laufen das Zwischenkofeltal hinauf, das in einem Kessel aus steilen Felswänden zu enden scheint und keinen Ausweg ersehen lässt. Erst oberhalb der Antersascalm (Zwischenkofelalm) taucht plötzlich am Fuß einer besonders glatten und mächtigen Wand eine Rinne auf, über die man in vielen Spitzkehren und zum Schluss zu Fuß Höhe gewinnt und unvermittelt auf die sonnenüberflutete und weitläufige Puez-Hochfläche hinaustritt. Die Hochebene bietet nun etliche Möglichkeiten, von der die geplante Tour auf die Puezspitze (2918 m) die lohnendste gewesen wäre.
Leider mussten wir von einer Gipfelbesteigung aufgrund der unsicheren Verhältnisse absehen und genossen die vor uns liegende lange Durchquerung der Hochebene gen Südosten. Nach einer souveränen und spannenden Routenfindung durch Gerald fuhren wir ins Edelweißtal ab, wo man auf den letzten Metern noch die gepflegten Pisten von Kolfuschg streift. Mit dem Linienbus geht es dann weiter nach La Villa/Stern zur Übernachtung in der „Casa Amalia“.

TAG DREI | HÜTTENZAUBER
Unsere heutige Etappe zur Lavarellahütte starten wir im Taxi auf der Suche nach dem Schnee!!
Der ursprünglich geplante Übergang ins Faneshochtal von Rüdeferia über die Forcella de Medesc fällt mangels Schnee aus.  Als Alternative wählen wir den landschaftlich reizvollen Übergang von Wengen über den Ju de Sant Antone (2.466m).  Am Pass angelangt wartet wieder eine endlos scheinende Hochebene, sowie verschiedene Varianten an Gipfelzielen. Aber durch die starke Sonneneinstrahlung hält sich der skifahrerische Genuss durch Sumpfschnee doch sehr in Grenzen. Durch die hervorragende Bewirtung auf der gemütlichen Lavarellahütte lässt sich das jedoch gut verschmerzen.

TAG VIER | DIE SCHLÜSSELSTELLE
Diese Etappe kann gerne als Schlüsselstelle der gesamten Tour bezeichnet werden.
Von der Lavarella Hütte fahren wir erst mal entspannt auf dem Winterwanderweg hinab unter die Ciaminscharte, die ziemlich steil (40°) und lang ist! Von der Scharte eröffnet sich nordöstlich ein nächstes “Törchen”. Die nächsten 100 HM fordern nochmals absolute Vorsicht, bevor man nun in die wohl schönste Abfahrt der gesamten Tour durch das Grantal einblicken kann…. aber nur wenn Schnee liegt! So fahren wir die Strecke auf dem Aufstiegsweg wieder ab und anschließend genüßlich auf der Rodelbahn nach Pederü. Ein herbeigerufenes Taxi fährt uns nach Bruneck zum Bahnhof und von dort fahren wir mit dem Zug nach Toblach. Die Verbindungen auf der Pustertalstrecke sind eng getaktet, lediglich der Fahrscheinautomat wollte nicht so, wie wir wollten und spuckte alles Geld wieder aus. Zum Glück gibt es noch einen Schalter mit personeller Besetzung.
Unsere Unterkunft „Casa Alpina“ liegt in unmittelbarer Nähe zur Station.

TAG FÜNF | IM BANNE DER DREI ZINNEN
Die letzte Etappe bietet uns beeindruckendste Ausblicke auf die Nordwände der Drei Zinnen. Anders als in der DAV-Panorama 1/2007 beschriebenen Haute Route Dolomiten steigen wir gemütlich über das Rienztal zur Drei Zinnen Hütte (2405 m) auf. Der Anblick der Drei Zinnen ist trotz der vielen Bilder, die alle im Kopf haben, majestätisch! Immer wieder muss man stehen bleiben, schauen und fotografieren. Von der Drei-Zinnen-Hütte fahren wir auf pistenähnlichen Verhältnissen, erstmals auch mit weiteren Skitourengängern schlussendlich hinab ins Fischleintal und von dort mit dem Bus nach Innichen zur letzten Übernachtung. Gerald überraschte uns dort mit Rotwein und selbstgemachter, leckerer Pasta!

TAG SECHS / AUTOS  HOLEN UND RÜCKFAHRT
Der letzte Tag blieb der Organisation der Autorückholung und der Heimfahrt vorbehalten. Hierzu setzten wir uns in Innichen in den Zug und fuhren bis Brixen. Von dort fährt ein Linienbus bis zur Zanser Alm und die beiden Fahrer konnten so problemlos die Autos holen. Die Heimfahrt gestaltete sich entspannt und ohne große Staus.

Ein großes DANKESCHÖN geht an Gerald für die organisatorische Vorbereitung und flexible Gestaltung der Tour.

Unser Fazit: Nächstes Mal kommen wir im Winter!!! 😊

Leitung: Gerald Franz, Bericht: Luise Berktold

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