Viel war noch nicht los am großen Parkplatz des Schlegeisspeichers im hintersten Winkel der Zillertaler Alpen. Aber es war ja auch erst Donnerstag um die Mittagszeit, und das wettermäßig vielversprechende Wochenende sollte erst beginnen. Noch war davon nichts zu spüren. Trotz Nieselregens starteten wir, Birgit, Leonie, Robert und ich, in Regenklamotten und mit Zuversicht am Stausee auf ca. 1800 m Höhe und unser Ziel war das Furtschaglhaus südöstlich vom See auf ca. 2300 m. Schon bald, als wir den Hatsch entlang des Sees hinter uns hatten, hörte es auf zu nieseln und es lockerte etwas auf. So kamen wir dann doch noch trocken an der Hütte an, wo wir uns gemütlich einrichteten. Nach und nach wurden dann auch die Lücken zwischen den Wolken größer, so dass wir schon die ersten Blicke auf unser Ziel des nächsten Tages, den Großen Möseler, erhaschen konnten.
Am Freitag um 5 Uhr hieß es dann aufstehen, und um 6 Uhr marschierten wir los. Nach ca. 1 Stunde legten wir am Beginn der Firn- und Gletscherreste den Gurt, Seil und Steigeisen an und waren schon bald am Einstieg zur NO-Schulter. Hier ging es ohne Seil weiter, steil im Blockgelände, weiter oben sogar mit Eis überzogen, bis wir endlich zum oberen Gletscher kamen. Nun angenehm weiter, wieder in der Seilschaft, bis zum Gipfelkreuz auf 3480 m, das wir gegen halb elf erreichten. Unter strahlend blauem Himmel konnten wir die Gipfelbrotzeit, aber vor allem die Aussicht und die Ruhe genießen. Wir waren ganz alleine auf einem der prominentesten Zillertaler Berge!
Erst beim Abstieg kamen uns weitere Seilschaften entgegen. Den Abstiegsweg kannten wir bereits vom Aufstieg, so dass wir zügig vorankamen. Pünktlich zum „Kaffeene“ waren wir dann auch wieder an der Hütte.
Am Samstag konnten wir es gemütlich angehen lassen. Bei etwas labilerem Wetter stand der Umzug zur Olpererhütte an. Das hieß zunächst mal wieder zurück zum Auto, dort kurze Pause und nochmal knappe 600 Höhenmeter zur Hütte. Während des Aufstiegs wunderten wir uns zunächst über die vielen – vor allem jungen – Leute, die meist mit sehr wenig Gepäck und „Sommerschuhwerk“ unterwegs waren. Das Rätsel löste sich dann, als wir erfuhren, dass sie alle zu einem begehrten Instagram-Hotspot wollten – der kleinen Hängebrücke oberhalb der Hütte. So bildete sich auch vor der Brücke eine kleine Schlange, während die, die gerade an der Reihe waren, sich in allen möglichen Posen ablichten ließen, z.T. sogar mit Drohnenunterstützung. Schmunzelnd beobachteten wir das Treiben, das sicher auch dem Hüttenwirt einen guten Umsatz beschert (ein Schelm, wer Böses dabei denkt). Gegen Abend wurde es dann wieder ruhiger. Ein kleines Sommergewitter zog noch durch und als wir gerade beim Abendessen saßen, zeigte sich das Insta-Motiv sogar mit Regenbogen. Aber das konnten dann nur noch die Wanderer und Bergsteiger zusammen mit dem Hüttenpersonal bestaunen.
Am Sonntag dann das Finale: wieder um 6 Uhr los, gleich hinter der Hütte auf den Wanderweg zum Einstieg am Südwestgrat des Olperers. Aber wo waren die vielen Gipfel geblieben? Eine dicke Wolkenschicht verhüllte die Berge um uns herum. Sollten sich die Wetterfrösche so sehr geirrt haben? Für unsere Tour über den ausgesetzten Klettergrat war das jedenfalls keine gute Voraussetzung. Aber umkehren konnten wir ja immer noch. So suchten wir uns den Weg durch Blockgelände und Firnfelder hoch zum Schneegupf, ein dem Grat vorgelagertes Firnfeld. Und als wollte uns jemand für unseren Optimismus belohnen, riss es plötzlich auf. Am Grat angekommen hatten wir wieder freie Sicht und Sonnenschein. Das Klettern, z.T. am Seil, machte großen Spaß und der Grat hätte gerne noch länger sein dürfen, doch am Gipfel war (leider) Schluss. Hier waren wir nicht alleine und mussten uns ein Plätzchen um das Gipfelkreuz herum suchen. Wieder war die Aussicht genial: unter uns noch Skibetrieb (!) auf den Hintertuxer Gletscherresten, vor uns die Kulisse der Zillertaler mit dem Großen Möseler, den wir erst zwei Tage zuvor bezwungen hatten. Ein Traum!
Aber irgendwann ist die Brotzeit alle, man kriegt wieder Hunger und muss daher ins Tal zurück. So ähnlich ging es auch uns. Wieder Abstieg wie Aufstieg, eine gemütliche Einkehr auf der schönen Olpererhütte, zurück zum Parkplatz und wieder nach Hause.
Dieses verlängerte Wochenende hatten wir uns offensichtlich verdient. Danke an meine TeilnehmerInnen – hat Spaß g´macht mit Euch!
Leitung und Bericht: Markus Weimert